Auf Wiedersehen Bürgermeister
Moin! Seit fast zwei Jahren bin ich der Major (Bürgermeister) des Vapiano in meiner Heimatstadt Oldenburg. Zugegeben, damals war ich auch der einzige Foursquare Nutzer in unserer Gegend, aber das ist eine andere Geschichte. Als digitaler “Politiker” habe ich natürlich ähnlich zweifelhafte Privilegien wie meine Offline Vorbilder. Ich werde als einer von wenigen Gästen an der Tür mit Handschlag begrüßt, wenn mehr als zwei vor mir in der Schlange stehen, öffnet sich eine neue Station, und meinen Kaffee muss ich natürlich auch nicht bezahlen. Eben typisches Kleinbürgertum, ich bin ja schließlich wichtig.
Ein Tiefschlag für das Ego
Ihr könnt Euch sicher vorstellen, welchen Schlag mein Ego bekommen hat, als sich vor ein paar Wochen jemand gewagt hat, meine Autorität in Frage zu stellen, und ich in einem Moment der Unachtsamkeit meinen Titel verloren habe. Im ersten Moment wusste ich gar nichts mit der Situation anzufangen. Was würden die Leute sagen, wie würde das Volk reagieren und vor allem: Muss ich wegen dieser Schmach jetzt umziehen? Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Politiker an ihren Stühlen kleben, das ist einfach so wunderbar bequem und erfüllend.
Nähe zum Volk
Aber man lernt ja schnell als “Politiker” und so war ich diese Woche dreimal bei Vapiano – die Nähe zum Volk suchen – und durch Check-Ins wieder Bürgermeister werden! Was soll ich sagen, das Leben ist wieder schön! Am Montag die Kollegen eingeladen, um dem Volk zu zeigen: Uns geht’s gut! Am Donnerstag Essen mit Geschäftskollegen, lautstarke Begrüßung des Vapiano Chefs und für alle sichtbares Händeschütteln. Und am Sonntag nach der Kirche bei einem Cappuccino Zeitung lesen und anschließend ‘Lunch’. Wenn man Bürgermeister ist geht alles einfach viel leichter.
Auf Wiedersehen
Umso schwerer fällt es mir, Euch die Nachricht von meinem Rücktritt zu übermitteln. Während ich als Gesellschafter von netmedia ein kommerzielles und persönlich ein leidenschaftliches Interesse an Social Networking habe, sehe ich keine nachhaltige Zukunft für Foursquare. Als Pioniere haben sie die Idee des Geo-Tagging-Check-in weit nach vorne gebracht. Ich denke aber, dass meine digitalen Zeit-Raum-Regungen komplett in bestehende Plattformen aufgehen werden. Mit Google+ kommt ein Mitspieler in den Markt, der bereits sehr gute Erfahrungen mit lokalen Themen hat (Streetview, Google Maps), und auch Facebook hat bereits ein ansehnliches Angebot mit ‘Places’.
Neue Ideen herzlich Willkommen
Ich werde also weiterziehen und gemeinsam mit den Freunden von ifridge & Company neue Themen entdecken. Während ich weiterhin hoffe, das Tobias und Boris endlich den Mood-Based-Status (stimmungsbasierte Statusanzeige) erfinden und mir jemand eine persönliche Video-Black-Box gibt, freue ich mich immer auf Anregungen, was es an neuen Dingen in der Digital Economy zu entdecken gibt. Meldet Euch!